Rund um die rot-schwarze Regierungsbildung im Jänner 2007 gab es eine kurzlebige Protestwelle innerhalb der SPÖ, die jedoch nach wenigen Wochen verebbt ist. Dem SP-internen Widerstand gegen das inhaltlich und personell von der ÖVP dominierte Kabinett Gusenbauer folgte vielerorts die Resignation vor der Macht des Faktischen. Durch die Regierungsbildung im Jänner 2007 stellte sich endgültig heraus, dass der politisch, organisatorisch, strategisch und moralisch desolate Zustand der Österreichischen Sozialdemokratie in der Oppositionszeit (2000-2007) nicht überwunden worden war. Mit diesem erschreckenden Befund wollten sich jedoch viele, vor allem jüngere Sozialdemokrat/innen, nicht mehr abfinden. Verschiedene Initiativen zur Verbesserung der Situation knüpfen seit einigen Jahren an einem losen Netzwerk, das langsam Gestalt annimmt. Genannt seien etwa der Kongress Momentum oder die Denkfabrik.
Die Sektion 8 der SPÖ Alsergrund wurde in den turbulenten Wochen um die Regierungsbildung 2007 als Protestsektion für all jene gegründet, die sich mehr mit der sozialdemokratischen Idee als mit der Führung der gleichnamigen Partei identifizieren konnten. Wir sind eine Gruppe die sich entschlossen damals hat, innerhalb der Sozialdemokratie – aber in Interaktion mit Zivilgesellschaft und Gewerkschaften – eine Bewegung aufzubauen, die nachhaltig auf den Diskurs und die Politik der SPÖ Einfluss nehmen möchte und sich für spezifische Themen einsetzt. Das, was uns am meisten interessiert, wollten wir dort tun, wo es am notwendigsten ist: Den politischen Diskurs in der Sozialdemokratie beleben und erweitern.
Die Wahl fiel damals auf eine traditionelle SPÖ-Struktur, weil unsere Gruppe um eine reale Verankerung innerhalb der SPÖ bemüht ist und mehr sein wollte als eine Marke. Unsere an NGO’s angelehnte Organisationskultur und unsere gleichzeitige Verortung im traditionellen Parteiapparat, sehen wir nicht als Widerspruch, sondern als Notwendigkeit für einen unorthodoxen Politikzugang. Die SPÖ ist ein alt gewordener Tanker dessen Innenleben schon vitalere Zeiten gesehen hat, gleichzeitig sind politisch spannende Initiativen in NGO’s oft völlig abgekoppelt von der Masse der arbeitenden Menschen. Wir glauben dass eine Symbiose dieser beiden Philosophien die einzige Chance auf eine Wiederbelebung der sozialdemokratischen Partei sowie der sozialdemokratischen Idee ist.
Von unseren heute fast 700 Mitgliedern sind einige erst durch uns zur SPÖ gestoßen, einige waren aber schon viele Jahre in sozialdemokratischen Organisationen politisch aktiv, zum Beispiel im Verband sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) und in der Aktion kritischer Schüler/innen (AKS). Es handelt sich um Menschen die sich innerhalb der letzten Jahre entschieden haben, entschlossen für eine kulturelle, politische und personelle Erneuerung in der Sozialdemokratie zu kämpfen. Unsere politische Herangehensweise ist keineswegs doktrinär, trotzdem bekennen wir uns zu einer klaren politischen Stoßrichtung die darauf abzielt, die intellektuelle Hegemonie des Neoliberalismus an sämtlichen Fronten zu brechen, und realisierbare Gegenmodelle zu erarbeiten. Das Wohl der Gesellschaft ausschließlich im Wettbewerb zu sehen ist für uns ebenso passé wie die Verteilungsfrage lebendig.